Plätzchen aus Päckchen

Wenn Angelika Nicola mit ihrem Team in der Woche nach dem dritten Advent die Türen der Landauer Tafel öffnet, werden mit Nudeln, Joghurt und Gemüse auch 160 liebevoll verzierte kleine Päckchen über den Tresen wandern. Hinter der Aktion stehen 28 Sechstklässler der Maria-Ward-Schule. Und eine pfiffige Idee.

Von Gertie Pohlit

Ein soziales Projekt im weihnachtlichen Rahmen sollte es werden, erläutert Klassenlehrerin Susanne Pleus die Idee. Für die Tafel hätten ihre Schülerinnen selbst votiert. Zunächst wurden mit dem Verkauf von Selbstgebackenem im Baumarkt Hornbach an zwei Samstagen im November 550 Euro gesammelt. „Die Mütter hatten mehr als 30 Kuchen und Torten gebacken. Und die Schüler haben Gebäck und soziales Anliegen prächtig unter die Leute gebracht“, berichtet die Lehrerin von dem Einsatz.Allerdings sollte das Geld nicht einfach nur abgeliefert, sondern in eine sinnvolle Aktion umgemünzt werden – nachhaltig für Beschenkte und Schenkende. So fertigten die Schülerinnen 160 hübsch gestaltete weihnachtliche Bögen mit einem Gebäckrezept. Die zum Backen benötigten Zutaten wurden im Großeinkauf geordert. Außerdem reichte das Geld für zwei Ausstechförmchen pro Paket.

Auch für logistische Probleme – wie etwa schützt man die empfindlichen Eier? – fanden sich Lösungen. Die kleinen stabilen Verpackungen spendierte eine Kartonagenfabrik. Unter tatkräftiger Mithilfe der Schul-AG „Serve the City“, die sich spontan eingeklinkt hatte, machten sich die Schülerinnen am Freitagnachmittag bei einer Adventsfeier mit Feuereifer ans Verpacken.

Auch an die Flüchtlingsfamilien, die vermehrt auf die Hilfe der Tafel angewiesen sind, wurde bei der Planung gedacht. „Wir haben ausländische Muttersprachler unter unseren Schülerinnen um Übersetzungen gebeten und die Texte vervielfältigt“, erläutert Susanne Pleus. „So können die Tafel-Mitarbeiter gegebenenfalls bis zu zwölf Text-Varianten beigeben, beispielsweise in Syrisch, Persisch, Arabisch und sogar auf Farsi.“

Vanessa Stein, Sprecherin der AG „Serve the City“, ist begeistert von dem Einsatz der sechsten Schulklasse. Sie plant bereits für Januar, „wenn der Boom der Hilfsbereitschaft in der Regel spürbar abebbt“, mit ihrer Gruppe ein Folgeprojekt zugunsten der Landauer Tafel.

Aber jetzt freut sich Angelika Nicola, die die Päckchen-Flut am Freitag entgegennahm, erst einmal über die Geschenke und die Backaktion, die sie mutmaßlich in Gang setzen. Vor allem dort, wo gemeinsame Aktionen von Eltern und Kindern nicht unbedingt zur Tagesordnung gehören. Wie die Idee ankommt, davon darf sich die Klasse von Susanne Pleus bei einem Besuch der Tafel nebst kleiner Führung auch selbst überzeugen.

Quelle Pfälzer Tageblatt – Nr. 288

Foto: Iversen